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FC Barcelona: Warum Juliano Belletti bereits als Trainer der Zukunft gehandelt wird

In Barcelona hat man bei der Auswahl der Trainer eine Vorliebe für Personen aus den eigenen Reihen. Sowohl bei den Herrenmannschaften als auch in den verschiedenen Jugendteams von La Masia werden die verantwortungsvollen Positionen oft ehemaligen Spielern anvertraut. In letzter Zeit standen so Namen wie Rafa Marquez, Oscar Garcia, Victor Valdés, Xavi und Ronald Koeman auf der Trainerbank des katalanischen Clubs, wo das berühmte Masia-Gen und die Johan-Cruyff-Philosophie besonders stark ausgeprägt sind. Diese ehemaligen Spieler werden dabei von erfahrenen Trainern und Veteranen der barcelonesischen Akademie unterstützt, mit dem kleinen Traum, den nächsten Pep Guardiola zu finden.

Hansi Flick, als "Außenseiter" in den blaugrana-Landen, hat inzwischen alle Herzen erobert und sogar die Hoffnungen einiger Fans geweckt, die sich eine baldige Rückkehr des aktuellen Manchester-City-Trainers wünschen. Der deutsche Taktiker hat das barcelonistische Publikum mit seinem offensiv ausgerichteten Spiel begeistert, was in Katalonien sehr geschätzt wird. Zudem spielen seine Verwendung und sein Umgang mit jungen Spielern eindeutig in seine Karten. Hinter den Kulissen macht allerdings ein anderer Trainer von sich reden, der von vielen bereits als möglicher Trainer der ersten Mannschaft für die Zeit nach Flick gesehen wird: Juliano Belletti, ehemaliger Rechtsverteidiger des Clubs und Torschütze des entscheidenden Tores im Champions-League-Finale 2006 gegen Arsenal, das die zweite Krönung des Barça in diesem Wettbewerb markierte. Belletti, der während seiner Karriere 23 Mal für Brasilien spielte, hat unter anderem für Barcelona, Chelsea und Villarreal in Europa auf höchstem Niveau gespielt und war eine der wichtigsten Figuren auf seiner Position in den 2000er Jahren.

Bereits im vergangenen Sommer wollte die Barça-Leitung ihm trotz seiner recht geringen Trainererfahrung – er hatte als Assistenztrainer bei Cruzeiro und in verschiedenen Jugendteams des Barça sowie als Trainer der U20 von Sao Paulo gearbeitet – die Verantwortung für das Barça Atlètic, die B-Mannschaft des Clubs in der spanischen D3, anvertrauen. Doch aufgrund bürokratischer Probleme – ihm fehlte das UEFA-Pro-Diplom, das für das Coaching in dieser Liga erforderlich ist – wurde er "zurückgestuft" zur U19-Mannschaft des FC Barcelona, die unter anderem in der UEFA Youth League spielt, einem wichtigen Ziel des Clubs. Neben seinen Bemühungen, alle notwendigen Lizenzen zu erwerben, zeigt der Brasilianer bereits hervorragende Leistungen. Nach 14 Jahren ohne Titel gewann sein Team die Copa del Rey in seiner Kategorie und führt aktuell die U19-Meisterschaft an. In der UEFA Youth League haben die jungen Katalanen eine quasi perfekte Bilanz vorzuweisen, mit 5 Siegen aus 6 Spielen in der Gruppenphase und dem Einzug ins Viertelfinale nach dem Sieg über Aston Villa im Achtelfinale. Nachdem sie die erste Auflage 2014 und dann erneut 2018 gewonnen hatten, streben die Barcelonesen nun nach einer Rückkehr zum Titel im Jahr 2025, nachdem sie in den darauf folgenden Jahren enttäuschende Ergebnisse erzielt hatten.

Die Ergebnisse sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die besten U19-Spieler des Teams nicht in der U19 spielen, sondern in der B-Mannschaft, wie die Brüder Guille und Toni Fernandez, oder sogar in der ersten Mannschaft, wie Lamine Yamal oder Pau Cubarsi. Doch Bellettis Stärke liegt genau darin, dass er das volle Potential jedes einzelnen Spielers ausschöpfen kann. Jofre Torrents, ein 18-jähriger Außenverteidiger, Andrés Cuenca, ein 17-jähriger Innenverteidiger, Quim Junyent, ein 17-jähriger Mittelfeldspieler, Juan Hernandez, ein offensiver Mittelfeldspieler, Jan Virgili, ein 18-jähriger Linksaußen, Arnau Pradas, ein 18-jähriger Rechtsaußen, sowie Hugo Alba, ein 18-jähriger Stürmer, sind einige der Spieler, die unter der Führung des ehemaligen Außenverteidigers aufblühen und für die A-Mannschaft in Frage kommen.

Obwohl das Ziel eines Fußballspiels natürlich der Sieg ist und ein Titel in der Youth League sehr willkommen wäre, ist Belletti sich bewusst, dass er in erster Linie als Ausbilder fungiert. Seine Hauptaufgabe besteht darin, seine Spieler während ihrer letzten Ausbildungsphase zu begleiten und sie vorzubereiten auf den Aufstieg zur B- oder ersten Mannschaft. "Meine Aufgabe ist es, diese Spieler auf das vorzubereiten, was sie in der Reserve- und der ersten Mannschaft erwartet", erklärte der Trainer nach dem Pokalsieg Mitte März. Dabei praktiziert er einen offensiven Fußball, der mit den barcelonischen Prinzipien in Einklang steht. Zumal genau das von einem Trainer der Jugendmannschaften des Barça in erster Linie erwartet wird. Im Alltag ist Belletti ein Trainer, der seinen Spielern nahe steht, aber auch hohe Ansprüche an sie stellt. Ruhig und gelassen, kommuniziert er viel mit seinem Team, gibt wertvolle Ratschläge und klare Anweisungen, um den Spielern zu helfen, sich weiterzuentwickeln. In dieser Hinsicht ähnelt er Hansi Flick: ein nicht impulsiver, eher gelassener Trainer, der nahe bei seiner Mannschaft ist und im Gegenzug erwartet, dass seine Spieler bei jedem Training und jedem Spiel ihr Bestes geben.

In dieser Saison hat er auch die Position mehrerer Spieler verändert, so wird Brian Fariñas (18) nicht mehr als Flügelspieler, sondern zentral eingesetzt. Belletti gewährt seinen offensiven Spielern viel Freiraum, ähnlich wie Flick, und lässt ihnen die Initiative auf dem Spielfeld. Er ist außerdem ein großer Verfechter von Positionswechseln während des Spiels, um den Gegner zu destabilisieren. Zudem legt er starkes Augenmerk auf die psychologische Komponente des Sports: Für ihn ist es ebenso wichtig, zu wissen, wie man mit Situationen umgeht, in denen das Team zurückliegt oder eine Schwächephase durchlebt, wie das richtige Positionieren auf dem Feld oder das Ausführen kontrollierter Ballannahmen. Er betont auch die Bedeutung des Kollektivs, sowohl auf dem Feld als auch außerhalb, denn für ihn ist das Wohl seiner Spieler eng mit ihrer Integration in das Team verbunden. Es ist entscheidend, dass die Chemie auf dem Spielfeld sowie außerhalb stimmt, und dass echte Bindungen zwischen den Spielern entstehen. Diese Methoden finden in Barcelona Anklang und machen ihn zu einem ernsthaften Kandidaten für einen Trainerposten in der ersten Mannschaft in den kommenden Jahren. Doch eines ist klar: Die Arbeit als Jugendtrainer unterscheidet sich grundlegend von der eines Trainers der ersten Mannschaft.